Zweischaliges Mauerwerk
Wenn es um eine Außenschale mit besonders hohem Witterungsschutz geht, greift man traditionell – und vor allem in Norddeutschland – auf das bewährte zweischalige Mauerwerk zurück. Die äußere Schale (Verblendschale) erfüllt sowohl bauphysikalische als auch hohe mechanische Anforderungen, sodass zweischaliges Mauerwerk auch häufig an sehr individuellen Bauten anzutreffen ist.
- Übersicht – Produktlösungen für zweischaliges Mauerwerk
- Zweischaliges Mauerwerk – Aufbau
- Zweischaliges Mauerwerk – Vorteile
- Die Innenschale als Grundgerüst für das Mauerwerk
- Zwischenraum für die Optimierung der Dämmung
- Verankerung der Vorsatzschale mit dem tragenden Mauerwerk
- Einsatz von zweischaligem Mauerwerk bei erhöhten Schallschutzanforderungen
- Höhere Erst-Investitionen in zweischaliges Mauerwerk rechnen sich
- Konstruktionsbeispiele zweischaliges Mauerwerk
Übersicht Produktlösungen für zweischaliges Mauerwerk
Unsere Emfpfehlungen für zweischaliges Mauerwerk |
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Ytong Planblock oder Ytong Jumbo im Doppelpack
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Für Mindestanforderungen an den Schallschutz nach DIN 4109-1
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Für Mindestanforderungen an den Schallschutz nach DIN 4109-1 oder erhöhte Anforderungen an den Schallschutz
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Zweischaliges Mauerwerk – Aufbau
Zweischalige Außenwandkonstruktionen aus Kalksandstein bestehen – anders als man vermuten könnte – prinzipiell aus mindestens drei Schichten. Ihr charakteristisches Merkmal ist sowohl eine gemauerte Innen- als auch Außenseite, die sie klar von der Funktionswand abgrenzen. Zwischen der inneren, tragenden und der äußeren, witterungsbeständigen Schale befinden sich wahlweise weitere funktionale Ebenen. Früher diente der Zwischenraum als zusätzlicher Durchfeuchtungsschutz gegenüber der Innenschale, heute füllt ihn eine Dämmung aus und sorgt damit für ausreichenden Wärmeschutz.
Je nach Region nennt man die Außenschale „Vorsatzschale“, „Verblendschale“ oder „Verblendmauerwerk“. Hiermit ist entweder eine Ausführung als Sichtmauerwerk mit frostbeständigen Verblendern oder eine geputzte Außenschale, die auch aus nicht frostbeständigem Mauerwerk bestehen kann, gemeint. Auf dem Putz können auch frostbeständige Riemchen aufgebracht werden.
Eine Vielzahl an Verblenderarten in unterschiedlichen Farben und Strukturen erlaubt nahezu jeden kreativen Gestaltungsansatz des Sichtmauerwerks. Wird hingegen eine geputzte Außenschale eingesetzt, so kann diese hier auch aus nicht frostbeständigem Material bestehen. Denn der Außenputz gewährleistet den vollständigen Witterungsschutz für die Vorsatzschale.
Zweischaliges Mauerwerk – Vorteile
- Tradition und Dauerhaftigkeit: für langlebige und witterungsbeständige Fassaden
- Vielfältige ästhetische Gestaltungsmöglichkeiten durch variantenreiche Verblender
- Mühelos lassen sich energetische Standards erreichen, wie sie in der EnEV oder den KfW Programmen definiert sind
- Ausführung bei erhöhten Schallschutzanforderungen
Die Innenschale als Grundgerüst für das Mauerwerk
Eine gemauerte Innenschale sorgt für Tragfähigkeit und leitet die Lasten aus den einzelnen Geschossen ab. Die einwirkenden Lasten definieren daher die Schalenstärke, die in kleineren Gebäuden in der Regel bei 15 oder 17,5 cm liegt. Breitere Tragschalen unterliegen nach oben nur optischen – und damit gestalterischen – Beschränkungen.
Das Hintermauerwerk sollte daher höchstens 30 cm breit sein, vorausgesetzt die Tragfähigkeit lässt sich nicht anders sichern. Silka Kalksandstein gewährleistet hier eine ausreichende Standsicherheit mit den üblichen Wanddicken – auch bei Mehrgeschossbauten. Die positiven Materialeigenschaften von Silka Kalksandstein zeigen sich außerdem in hohem Schallschutz und einer guten Wärmespeicherfähigkeit.
Ytong Porenbeton trägt zusätzlich zur Wärmedämmung des Wandaufbaus bei. Die Lasten für das tragende Mauerwerk in einem Einfamilienhausbau sind verhältnismäßig gering, sodass eine 17,5 cm dicke Ytong Porenbetonwand 2 bis 5 cm Wärmedämmung einspart.
Zwischenraum für die Optimierung der Dämmung
Der Zwischenraum bei zweischaligem Mauerwerk wird in der Regel mit Dämmstoff ausgefüllt. Dieser stellt die energetische Eigenschaft der Außenwand her. Normativ ist der Abstand zwischen der Innen und der Außenschale auf 150 mm begrenzt – dazwischen liegt der Dämmstoff.
Bauaufsichtlich zugelassene Verbindungsmittel erlaubeneinen bis auf 250 mm vergrößerten Schalenabstand, der mit den handelsüblichen Dämmstoffen (zum Beispiel aus Mineralwolle) alle Anforderungen an hochenergetisches Bauen erfüllt. Neuartige Dämmstoffe mit verbesserten -Werten führen bei zweischaligem Mauerwerk zu Passivhaustauglichen U-Werten von 0,15 W/(m²K).
Übliche U-Werte für zweischalige Außenmauern liegen zwischen 0,18 und 0,28 W/(m²K), die Dämmstoffdicke hängt u. a. von der Innenschale ab und ist zwischen 10 und 14 cm breit. Bis zu einem Schalenabstand von 15 cm können Planer die Verbindungsmittel zwischen Außenschale und Innenschale normgerecht wählen und müssen keine Sonderregelungen aus den allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen für Verankerungsmittel beachten.
Verankerung der Vorsatzschale mit dem tragenden Mauerwerk
Die Vorsatzschale hat zwar keine tragende Funktion, ist aber mittels nicht rostender Drahtanker mit der tragenden Mauerwerksschale verbunden und leitet so Winddruckund Windsogkräfte ab. Es steht eine Vielzahl an Ankern zur Verfügung, die Windkräfte von der Größe von 1 kN bei 1,0 mm Schlupf aufnehmen können. Dabei muss die normativ geregelte Anzahl an Mauerwerksankern eingebaut werden.
Und: Grundsätzlich unterscheidet man zwischen der geschlossenen Wandfläche und Öffnungsrändern sowie Eckbereichen. Ausführungen
mit Dünnbettmörtel und großformatiges Hintermauerwerk verlangen auf sie abgestimmte Drahtanker, deren Einbau von bauaufsichtlichen Regeln definiert wird. Drahtanker in Form von zugelassenen Dübelankern lassen sich übrigens auch nachträglich in die tragende Innenschale einbauen.
Zweifellos durchdringen die Verankerungsmittel die Dämmung und beeinflussen den Wärmeschutz. Nach DIN EN ISO 6946 ist jedoch nur dann eine Korrektur notwendig, wenn der Einfluss der Gesamtkorrektur DU mehr als 3 % vom U-Wert der Wandkonstruktion abweicht.
Einsatz von zweischaligem Mauerwerk bei erhöhten Schallschutzanforderungen
Für Bereiche mit einer erhöhten Schallschutzanforderung eignet sich zweischaliges Mauerwerk mit einer weichen Dämmstoffschicht besonders gut. Die Summe der flächenbezogenen Masse für das Hintermauerwerk und die Vorsatzschale ergibt das Schalldämm-Maß – zuzüglich eines Zuschlags von 5 dB für einen biegeweichen Dämmstoff. Möglich sind Schalldämm-Maße bis zu 65 dB, die eine sorgfältige Ausführung sowie abgestimmte Details von Fenstern und Anschlussfugen voraussetzen.
Bei Doppel- und Reihenhäusern müssen die Verblendschale und die Haustrennwand durch eine Dehnungsfuge entkoppelt werden. Es empfiehlt sich, diese Fuge planerisch wie einen freien Rand im Gebäude zu betrachten und die Anzahl der Verankerungsmittel entsprechend anzupassen.
Höhere Erstinvestitionen in zweischaliges Mauerwerk rechnen sich
Aufgrund langlebiger Fassaden und eines geringen Wartungsaufwands machen sich zweischalige Mauerwerke auf Dauer bezahlt. Die isolierte Betrachtung der Erstinvestitionen verdeckt mitunter den Blickauf das echte Einsparpotenzial.
Tatsächlich resultieren die höheren Erstellungskosten aus dem zweifachen Aufwand der Mauerarbeiten gegenüber einer einfachen Ausführung.
Aber: Wartungs- und Instandhaltungskosten entfallen bei einer Vorsatzschale – genau hier greift für den Bauherrn die langfristige Einsparung.
Und viele alte Gebäude in Norddeutschland belegen eindrucksvoll die Stabilität dieser zum Teil über 100 Jahre alten Konstruktionen und sehen dabei auch heute noch sehr gut aus.
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Stahlbetonbodenplatte (Frostschürze) 10-002a | |
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Porenbetonkellerdecke 10-001a |